Sayyed el-Dawwy
Sayyed el-Dawwy (80 Jahre, Dorf bei Qus, Südägypten) ist Sira-Interpret, der letzte, der die gesamte Sira vortragen kann. Das sind rund fünf Millionen Verse: aus ihnen besteht sein Wortschatz und sein gesamtes Wissen. Schreiben und Lesen hat el-Dawwy bis heute nicht gelernt. Sein ganzes Leben hat er der Sira gewidmet. Als Sira-Interpret hat er die Reimform so weit verinnerlicht, dass er über die Geschichten improvisiert dichtet. El-Dawwy verdient sein Leben mit Gagen, die er für seine Auftritte erhält. Er tritt vor allem in seiner Heimatregion auf. Mehrmals jährlich wird er auch nach Kairo oder in andere arabische Länder für Konzerte eingeladen. Heute gibt er die Familientradition des Sira-Erzählens an seinen Enkel weiter.
Ramadan el-Dawwy
Ramadan el-Dawwy (27 Jahre, Dorf bei Qus, Südägypten) ist der Enkel von Sayyed el-Dawwy und angehender Sira-Interpret. Sein Gross-vater hat vor einigen Jahren begonnen, ihm die Sira zu lehren. Er ist noch weit davon entfernt, die Sira selbstständig poetisch interpretieren zu können. Einige der Geschichten trägt er ab und an im engen Freundeskreis vor. Und obwohl sein Sira-Vortrag auf Begeisterung stösst: Zuweilen überlegt Ramadan, ob er nicht doch einfach Hochzeitslieder spielen soll, mit denen er gutes Geld verdienen kann. Manchmal empfindet er die Pflicht, die Familientradition weiterzuführen, als schwere Last. Er fragt sich, ob das Erzählen des Epos auf diese traditionelle Weise noch in die heutige Zeit passt.Weitere Protagonisten
Abdel Rahman el-Abnoudy ist einer der bedeutendsten arabischen Dichter und forscht seit 40 Jahren über die Sira, organisiert während des Monats Ramadan traditionelle Sira-Vorstellungen in Kairo und gibt sich als Kulturvermittler.Yousry el-Guindyist Drehbuchautor und hat mit seiner trivialen Soap-Opera ü̈ber die Sira ihre Geschichten wieder bekannt gemacht.
Mohammad Hozayn, Grossgrundbesitzer und Politiker im Süden Ägyptens, ist Parlamentarier und organisiert Sira-Veranstaltungen in seiner Heimatstadt Esna.